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Die Verlässlichkeit von Hotel- und Restaurantbewertungen der Portale

Userbewertungen für Restaurants und Unterkünfte wie Hotels und Ferienwohnungen haben in den letzten Jahren immens an Bedeutung gewonnen, insbesondere durch Plattformen wie TripAdvisor, Google Reviews oder Booking.com. Diese Bewertungen gelten als eine authentische und verlässliche Möglichkeit, sich einen Eindruck von der Qualität einer Dienstleistung oder einer buchbaren Unterkunft zu verschaffen. Doch wie aussagekräftig sind sie wirklich? Spätestens bei einem Reinfall mit einem top bewerteten Hotel oder Restaurant kommen grundsätzliche Zweifel auf.

Kellnerin
Ist eine nette Bedienung ein valides Kriterium für die Bewertung eines Restaurants?
Bild von LuckyLife11 auf Pixabay CC0

Einer der größten Vorteile von Userbewertungen im Netz ist ihre Verfügbarkeit und Zugänglichkeit. Für Touristen, die in unbekannte Gegenden reisen, bieten sie zumindest eine erste Orientierung. Ein Restaurant, das viele positive Bewertungen und bei Google oder TripAdvisor einen Durchschnittswert von 4,5/5 erhalten hat, erscheint auf den ersten Blick als sichere Option. Auch bei der Wahl einer Unterkunft scheint die Anzahl und der Inhalt der Bewertungen zunächst ein klarer Indikator für Qualität zu sein. Beispielsweise könnte ein Hotel mit 8,5 von 10 Punkten auf einer Plattform wie Booking.com für viele Reisende als vertrauenswürdig angesehen werden. Der aggregierte Durchschnitt vieler individueller Meinungen suggeriert eine verlässliche Einschätzung.

Doch genau hier beginnt die Problematik. Userbewertungen sind subjektiv und oft extrem. Menschen neigen dazu, entweder sehr positive oder sehr negative Erfahrungen zu teilen, während durchschnittliche Erlebnisse seltener kommentiert werden. Das verzerrt die Gesamtdarstellung. Außerdem fehlt es oft an validen Kriterien. „Super freundliches Personal“ an der Rezeption sagt genauso wenig aus über die tatsächliche Qualität der Unterkunft wie ein zufällig entdecktes „Haar im Waschbecken“.

Ein Restaurant, das überwiegend positive Bewertungen hat, („super leckeres Essen“) kann dennoch nicht alle Geschmäcker treffen, da die Bewertungen durch persönliche Vorlieben beeinflusst sind. Ein Beispiel wäre ein Lokal, das von Vegetariern wegen fehlender Angebote sehr negativ bewertet wird, obwohl es bei Fleischliebhabern hoch im Kurs steht. Eine solche Polarisierung sagt wenig über die generelle Qualität des Restaurants aus, sondern spiegelt eher individuelle Vorlieben wider.

Ein weiteres Problem ist die Authentizität der Bewertungen. Es ist bekannt, dass Unternehmen bezahlte Bewertungen nutzen, um ihr Ranking zu verbessern. Besonders in touristisch stark frequentierten Regionen wie Mallorca oder Venedig kommt es vor, dass Restaurants oder Hotels ihre eigenen Bewertungen schreiben oder Agenturen damit beauftragen, um das eigene Image aufzupolieren. Diese gefälschten Bewertungen verwässern den tatsächlichen Eindruck. Touristen, die sich nur auf die Bewertungsscores verlassen, könnten enttäuscht werden, wenn die Realität nicht den Erwartungen entspricht. So könnte ein Hotel, das mit 5-Sterne-Bewertungen glänzt, in der Realität weniger luxuriös sein, weil viele dieser Bewertungen vielleicht nicht authentisch sind.

Eine weitere Schwierigkeit besteht darin, dass Userbewertungen oft emotionale Reaktionen auf einzelne Erlebnisse sind, die nichts mit der allgemeinen Qualität zu tun haben. Zum Beispiel könnte ein Tourist, der einen schlechten Tag hatte oder aufgrund von unvorhergesehenen Umständen wie mieses Wetter eine negative Erfahrung machte, diese Frustration in der Bewertung eines Restaurants oder einer Unterkunft zum Ausdruck bringen. Dabei werden externe Faktoren, die nicht in der Verantwortung des Dienstleisters liegen, fälschlicherweise mit der Servicequalität gleichgesetzt. Aber auch in weinseliger Urlaubslaune verfasste Lobeshymnen auf Lokale, Speisen oder Personal sind keine hilfreichen Beiträge. Skeptisch sollte man z.B. dann werden, wenn die Wortwahl von Begriffen wie „phantastisch“, „unfassbar“ oder „super“ oder „mega“ bzw. „katastrophal“ oder „grottenschlecht“ geprägt ist. Der Trend zu Superlativen sowohl im Positiven wie auch im Negativen verzerrt oft die banale Wirklichkeit.

Auch sollte man immer das Erstellungsdatum der Bewertung beachten. Leider werden u.a. bei TripAdvisor und bei Google immer noch Userurteile gelistet, auch wenn diese bereits etliche Jahre alt sind. Die Aussagekraft wird dadurch oft erheblich beeinträchtigt.

Dennoch ist nicht zu leugnen, dass Userbewertungen in bestimmten Kontexten sehr hilfreich sein können. Wenn ein Restaurant oder eine Unterkunft eine große Anzahl an Bewertungen hat, bietet dies eine größere Stichprobe und kann somit tendenziell genauer sein. Zudem bieten detaillierte Bewertungen, die spezifische Informationen über die Qualität des Essens, die Sauberkeit der Zimmer oder den Kundenservice liefern, eine wertvolle Ergänzung zu den bloßen Sternbewertungen. Hier zeigt sich, dass es für Reisende sinnvoll ist, nicht nur die Durchschnittsbewertung, sondern auch die konkreten Erfahrungsberichte zu lesen. Allerdings müssen auch diese wie oben erwähnt nicht immer authentisch sein.

Man solle also Userbewertungen nicht als alleinige Entscheidungsgrundlage nutzen, sondern sie eher als einen von mehreren Faktoren betrachten. Gerade in der Ära der sozialen Medien und Online-Plattformen ist es wichtig, kritisch zu hinterfragen, welche Bewertungen authentisch und relevant für die eigenen Ansprüche sind. Es kann hilfreich sein, auf Bewertungen von Nutzern zu achten, die ähnliche Erwartungen und Präferenzen haben, und gegebenenfalls auf professionellere Bewertungsquellen wie Reiseblogs oder Empfehlungen von Reiseexperten oder auf klassische Reiseführer zurückgreifen.

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