Was die Experten der Fachhochschule Worms nun anlässlich der ITB 2012 dem breiten Publikum offenbarten, kann den erfahrenen und kritischen Nutzer von Hotel-Bewertungsportalen nicht wirklich überraschen: Bis zu einem Drittel der dort abgegebenen und veröffentlichten Bewertungen basieren auf nicht auf authentischen Erfahrungen.
Auch wenn sich holidaycheck, tripadvisor oder booking.com und hotel.de in den letzten Jahren schon mehr Mühe geben, gefakte Bewertungen herauszufiltern, so muss konstatiert werden, dass es einen echten Schutz vor Fälschungen in diesem sensiblen Bereich nicht gibt.
Was die Propheten des Social Web ungerne hören oder schlichtweg leugnen, ist die Tatsache, dass der durchschnittliche User entweder nicht kompetent ist, eine halbwegs sachlich begründete Bewertung einer Unterkunft abzugeben, oder von ganz manifesten Interessen geleitet ist.
Im Zweifelsfall lässt man als gewiefter Hotelier Mitarbeiter, Freunde oder Bekannte gezielt positive und geschönte Bewertungen verfassen oder platziert punktgenau negative Urteile ohne faktische Basis auf den genannten Portalen über die unliebsame, weil vielleicht erfolgreichere Konkurrenz.
Das Fatale an der Angelegenheit ist, dass immer mehr Benutzer auf die Aussagekraft der Bewertungen von tripadvisor und Co vertrauen und somit zuweilen Opfer geschönter oder herabsetzender Beurteilungen werden.
Um dieser Falle zu entgehen, sollte man ein paar elementare Ratschläge beherzigen:
– Skepsis hegen gegenüber extrem positiven wie negativen Einzelbewertungen
– verlässliche Aussagekraft haben Beurteilungen erst ab einer Mindestanzahl von ca. zehn oder mehr
– man sollte die Möglichkeit nutzen, die Bewertungen z.B. nach Altersgruppen zu ordnen und sich die der eigenen Generation besonders genau anzuschauen
– nichtsagende oder irrelevante Aussagen wie „ein Haar im Waschbecken“ oder „freundliches Personal“ entsprechend einstufen
– offensichtliche extreme Einzelerfahrungen als solche erkennen („Wir trafen um 22.00 Uhr ein und bekamen nichts mehr zu essen“)
– Worthülsen und Klischees ausfiltern („super leckeres Essen“)
– verifizierbare Kritikpunkte ernst nehmen („Lärm von der nahen Umgehungsstraße“, „beengte Einzelzimmer“)
Wenn man sich an diesen und weiteren Kriterien orientiert, können Bewertungen im Internet durchaus hilfreich bei der Auswahl und vor der Buchung von Unterkünften sein. Eine Garantie für einen zufrieden Aufenthalt stellen sie aber ebensowenig oder noch weniger dar als die professionellen Empfehlungen eines guten Reiseführers.