Pilgern auf dem spanischen Jakobsweg liegt seit Jahren im Trend, aber man muss nicht in die südländische Ferne schweifen und sich anstrengenden klimatischen Unbilden aussetzen, auch in deutschen Landen lässt es sich zur Abwechslung ganz prächtig pilgern, wie es die fachkundige Autorin Dagmar Höner in ihrem neuen Buch unterhaltsam und informativ nachweist.
Pilgern – auch Jahre nach Hape Kerkelings Bestseller ist dieser Trend ungebrochen. Die meisten denken dabei an den spanischen Camino, an Santiago de Compostela und vielleicht an Finisterre, das „Ende der Welt“.
Doch pilgern kann man nicht nur unter südlicher Sonne – auch in Deutschland gibt es etliche Jakobswege, die zum spirituellen Wandern einladen; daneben viele regionale und lokale Pilgerstrecken mit ganz besonderem Reiz, der sich oft erst beim Gehen offenbart.
Das zumindest ist die Erkenntnis von Dagmar Höner, die einen Sommer lang auf Pilgerwegen ihre Heimat Nordrhein-Westfalen und das benachbarte Niedersachsen erkundete.
Eine nicht ganz freiwillige Entscheidung, denn eigentlich sollte es laut Plan auf den Camino francés gehen. Doch die Corona-Beschränkungen ließen das spanische Pilgerziel in weite Ferne rücken – die einzig sinnvolle Alternative schien der Autorin, vor der Haustür zu laufen.
„Pilgern auf heimischen Wegen“ – das klang zunächst nicht nach Abenteuer und Freiheit, nicht nach bewusstseinserweiternder Spiritualität, exotischen Mitpilgern und Pilgermenüs in internationaler Runde. Und tatsächlich war das Pilgern in der Mitte Deutschlands nicht zu vergleichen mit dem Erlaufen eines spanischen Caminos, mangelte es doch an Mitpilgern und Herbergen.
Und trotzdem – so die Erkenntnis von Dagmar Höner – waren gerade die heimischen Wege jeden Meter wert, den man lief, denn aus ungewohnter Pilger-Perspektive wurde die Heimat plötzlich zu einem Abenteuerland mit vielen überraschenden Facetten.
Das Regionen, die Dagmar Höner auf ihren Touren durch den Teutoburger Wald und das Wiehengebirge, durch Sauer- und Siegerland, durch das Bergische, das Münsterland und am Steinhuder Meer durchstreifte, erwiesen sich als Wundertüte. Das vermeintlich bekannte Terrain bot jede Menge Entdeckungen sowie eine Vielfalt an bereichernden Begegnungen, an erhellender Geschichte und spannenden Geschichten, die das Heimatbild der Autorin neu definierten.
Auf heimischen Wegen staunte Dagmar Höner nicht nur über Moore und Karstlandschaften, über Vulkane, riesige Quell- und Binnensalzgebiete, sondern sie ließ sich auch von monumentalen Mausoleen begeistern, von fantastischen Aussichtspunkten in luftiger Höhe sowie entzückenden mittelalterlichen Städtchen und Märchenschlössern.
Doch auch die Begegnung mit Pilgerwege-Macherinnen, mit außergewöhnlichen Glaubensgemeinschaften sowie das Übernachten in besonderen Unterkünften machten das Erpilgern der Heimat zu einem kleinen Abenteuer. Daneben lag der Reiz der Entdeckungs- und Erlebnisreise auf heimischen Wegen in der Erkundung wunderbarer Klostergärten, romantischer Bäderarchitektur und weitläufiger Parklandschaften.
Ferner zeigte die Auseinandersetzung mit lokalen Heiligen und außergewöhnlichen Persönlichkeiten weitere, bis dato unbekannte Facetten der Heimat auf.
„Pilgern auf heimischen Wegen“ – eine lohnenswerte Erfahrung also, die von einer Notlösung zu einer Bereicherung wurde. Eine lohnenswerte Erfahrung, die die Autorin jedem ans Herz legt, der ein Abenteuer vor der Haustür erleben möchte.
Dagmar Höner, Auf heimischen Wegen: Pilgern zwischen Rhein und Weser*
Ausgabe mit zahlreichen Farbfotos, 275 Seiten, 18,95€
ISBN: 978-3-947334-54-4
Ausgabe mit zahlreichen S/W-Fotos*, 12,80€
ISBN: 978-3-947334-55-1
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